Die Energiewende braucht flankierende Maßnahmen: Entlastungen für die besonders Betroffenen gehören dazu

Mit Netzentgeltentlastungen für besonders stromintensive Industrieunternehmen, Pumpspeicherkraftwerke und Haushalte mit Nachtspeicherheizungen und Wärmepumpen, versucht die Politik die negativen Preiswirkungen ihres schnellen Energiewendebeschlusses nachträglich etwas abzumildern. Diese Entlastungen stehen aktuell im Kreuzfeuer der Kritik, da die auf der einen Seite vermiedenen Lasten auf der anderen Seite getragen werden müssen. Das Lamentieren der Betroffenen ist durchaus eine verständliche Reaktion und dennoch: solche Entlastungen gerade für energieintensive Unternehmen sind eine konsequente und notwendige politische Begleiterscheinungen der deutschen Energiewende, so der VIK, die Interessenvertretung energieintensiver Unternehmen.

„Diese Entlastung ist nicht nur richtig, sondern absolut notwendiger Bestandteil des Gesamtprojektes CO2-arme Stromversorgung für ein Industrieland ohne Kernkraft. Die bisherige Berichterstattung ist in diesem Punkt leider einseitig. Die Politik hat hier schlicht das Ganze im Auge behalten. Strom muss sowohl für Haushalte als auch für Industrie bezahlbar bleiben. Punktuelle Entlastungen sind dafür zu Beginn der Energiewende notwendig und werden es vielleicht auch über den gesamten Verlauf bleiben, sollte Deutschland allein auf seinem Sonderweg und mit seinem damit erhöhten Preisniveau bleiben. „Da scheint es absolut vernünftig, die im internationalen Wettbewerb stehenden energieintensiven Unternehmen, die durch die Energiewende verstärkten Kosten und Risiken ausgesetzt sind, wo es geht etwas zu entlasten“, so Dr. Annette Loske, Hauptgeschäftsführerin des VIK.

Die Konsequenzen sind für alle anderen unschön, aber bleiben auch im Rahmen: Und sind zudem weniger der Industrie zuzurechnen, als vielmehr anderen besonders Betroffenen: Entlastungen von insgesamt 1,1 Mrd. € stehen derzeit im Raum und müssen umverteilt werden. Dabei geht es in erster Linie um Privathaushalte mit Nachtspeicheröfen und Wärmepumpen (660 Mio. €), zweitens geht es um Pumpspeicherkraftwerke (200 Mio. €), die eine notwendige Säule dafür sind, dass erneuerbare Energien unser Land auch dann mit Strom versorgen können, wenn Sonne und Wind ausbleiben, und nur zu einem kleinen Teil geht es um die stromintensive Industrie (240 Mio. €) – ein ausgewogenes und gerade nicht industrielastiges Entlastungspaket.

Entlastungen in Höhe von 660 Mio. Euro für die Haushalte erhöhen dabei die Belastungen aller Haushalte gerade einmal um 1,38 €/Monat, durch die Entlastungen der energieintensiven Unternehmen kommen noch 0,5 €/Monat hinzu. Aus Sicht des VIK sind dies tragbare Summen, wenn die auf die Umsetzung einer erfolgreichen Energiewende eingeschworene Gesellschaft es wirklich ernst meint. Denn der Gegenwert ist enorm: nur als hochindustrialisiertes Land kann Deutschland das Megaprojekt Energiewende überhaupt stemmen und nur, wenn es auch am Ende des Weges auch immer noch hochindustrialisiert sein wird, kann die Energiewende zum Erfolgsmodell werden. Ansonsten wird die ganze Welt nur deren Scheitern konstatieren! „Für den Erfolg der Energiewende brauchen wir also solche Entlastungen. So viel Zusatzlasten muss es der deutschen Gesellschaft wert sein, wenn sie diese energiepolitische Richtung wirklich will!“ so Dr. Annette Loske weiter.