Aktuelle VIK-Untersuchung zeigt: Stromversorgungsqualität unter hohem Druck – mehr als 90 Prozent der Stromunterbrechungen werden dabei von der Bundesnetzagentur nicht erfasst

In den letzen drei Jahren hat die Anzahl der für Industrie und Gewerbe relevanten Versorgungsstörungen nach einer aktuellen, nicht repräsentativen Mitgliederbefragung des VIK* um rund 30 Prozent zugenommen. Über 40 Prozent der Energieverantwortlichen in Industrie und Gewerbe gehen danach zudem von einer zukünftig weiter abnehmenden Stromversorgungsqualität aus. Im VIK, der Interessenvertretung der industriellen und gewerblichen Energiekunden, sind rund 80 Prozent des industriellen Energiebedarfs organisiert. „Die Umfrage belegt die großen Sorgen, die Energie abhängige Verbraucher derzeit umtreiben. Vor drei Jahren, bei der letzten VIK-Abfrage zu Erfahrungen und Erwartungen bei der Stromversorgungsqualität in den Unternehmen, gingen „nur“ 19 Prozent der Befragten von einer sinkenden Versorgungsqualität aus,“ so Dr. Annette Loske, Hauptgeschäftsführerin des VIK.

Im Vergleich zur vorherigen VIK-Untersuchung hat sich auch die Art der Versorgungseinschränkungen, die den industriellen Verbrauchern Probleme bereiteten, deutlich verändert: Die Quote der Kurzzeitunterbrechungen unter allen abgefragten Unterbrechungszeiten hat sich deutlich erhöht: von 59 Prozent (2009) auf 72 Prozent (2012) (Bild oben). Das unterstreicht die Wichtigkeit des vom VIK seit Jahren beklagten Mangels beim Stromqualitätsmonitoring. Da die Bundesnetzagentur nur Ausfälle, die länger als drei Minuten andauern erfasst, werden entscheidende Qualitätsparameter gar nicht registriert und fallen bei offiziellen Bewertungen vollständig unter den Tisch.

90 Prozent der für Unternehmen relevanten Stromversorgungsstörungen werden dadurch offiziell gar nicht erfasst. Insbesondere für viele moderne Betriebe mit technischen Anlagen, die sehr empfindlich auf Stromversorgungsschwankungen reagieren, sind gerade die deutlich unter drei Minuten liegenden Störungen, selbst solche im Millisekundenbereich, von großer Relevanz. Es wäre gut, wenn die Bundesnetzagentur als zuständige Überwachungsbehörde die Regeln zur Energieversorgung gerade im Hinblick auf die in Deutschland beschlossene Energiewende schnellstmöglich auf den Prüfstand stellen könnte. Sie sollte hier dringend ihren Überwachungsbereich erweitern. Die Anforderungen der Industrie und der energieverbrauchenden Wirtschaft – das ist immerhin die größte Kundengruppe im Strommarkt – müssen ernst genommen werden. Wenn diese Kunden in High Tech investieren und sensibelste Technologie einsetzen, muss dies auch in der Qualität der Stromversorgung berücksichtigt werden.

Selbst Griechenland, ein Land mit geringer Industriedichte, scheut nicht den Aufwand eines Monitorings auch solch kurzer Stromversorgungsschwankungen. Dass das Industrieland Deutschland dahinter zurückbleibt, sorgt nicht gerade für eine Stärkung des Standortfaktors Versorgungsqualität und stärkt auch nicht das Vertrauen in die Versorgungszukunft. „Wir müssen jetzt aufmerksam sein und gegebenenfalls sofort gegensteuern! Produktqualität ist auf jeden Fall eine nicht verhandelbare Anforderung der Kunden an den Strommarkt!“, so Frau Dr. Loske weiter.

* Dies ist ein Ergebnis der Auswertung der aktuellen VIK-Untersuchung zur Qualität der Stromversorgung für Industriekunden (Entwicklung in den Jahren 2009 bis 2011).